Preboarding & Onboarding: Die unterschätzten Erfolgsfaktoren im Recruiting

Preboarding & Onboarding: Erfolgsfaktoren im Recruiting

In aller Kürze

  • Preboarding startet mit der Vertragsunterschrift – Funkstille bis zum ersten Arbeitstag kostet Talente.

  • Onboarding ist mehr als Technik freischalten: Klare Prozesse, Checklisten und Buddys heben die Anfangsproduktivität um bis zu 25 %.

  • Schlechte Einführung treibt 20 % der New Hires innerhalb von 45 Tagen wieder zur Tür hinaus – ein direkter Kostenfaktor in Recruiting, Personalmarketing und Employer Branding.

  • Unternehmen mit exzellentem Onboarding steigern laut BCG Umsatz (× 2,5) und Marge (× 1,9) im Vergleich zu Nachzüglern.

  • Checklisten, Postkarten, digitale Lernplattformen und Buddy-Programme sind die schnellsten Hebel, um Onboarding binnen Tagen auf Champions-League-Niveau zu hieven.

1. Vom Ikea-Schrank zur Einarbeitung – das Bild, das jeder versteht

Stell dir vor, du holst beim schwedischen Möbelhaus einen neuen Kleiderschrank ab, kippst die Kartons im Schlafzimmer aus – und die Anleitung fehlt. Genau so fühlt es sich für viele Neuankömmlinge an, wenn sie am ersten Tag im Unternehmen stehen: Rechner da, Telefon da, aber keine Orientierung, keine Einführung, kein Plan.

Der Unterschied:

  • Beim Schrank fluchen wir, rufen die Hotline oder improvisieren.

  • Im Job zweifeln wir an der Entscheidung und schauen (heimlich) nach anderen Angeboten.

Onboarding ist deshalb keine nette HR-Spielerei, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Personalgewinnung endet nicht mit der Unterschrift – sie beginnt dort erst richtig.

2. Zahlen, die Chefs und CFOs aufhorchen lassen

Kennzahl Quelle Aussage

+ 25 % Produktivität in der Anfangsphase

Google-Studie

Eine simple Fünf-Punkte-Checkliste für Führungskräfte reicht, um neue Mitarbeitende spürbar schneller arbeitsfähig zu machen.

× 2,5 Umsatz & × 1,9 Marge

Boston Consulting Group

Top-Onboarding schlägt sich direkt in Wachstums- und Rentabilitätskennzahlen nieder.

20 % Kündigungen in 45 Tagen

Metastudie branchenübergreifend

Schlechte Einführung lässt jede fünfte Neueinstellung blitzschnell wieder gehen.

Recruiting-Budgets zu kürzen, weil das Geld für Onboarding fehlt, ist daher ein Pyrrhussieg: Die wahren Kosten entstehen durch erneute Suche, verlorene Zeit und Rufschäden im Employer Branding.

3. Was während des Preboardings wirklich zählt

3.1 Kontakt halten – aber mit Plan

  • Willkommens-Call: HR begrüßt, erklärt nächste Schritte, klärt offene Fragen.

  • Team-Check-in: Die künftige Führungskraft ruft an, erzählt vom Projektstand, macht Vorfreude.

  • Buddy-Ping: Kurze Nachricht des künftigen Kollegen, der später als Ansprechpartner dient.

Faustregel: Bei einer Kündigungsfrist von drei Monaten mindestens drei Touchpoints – gleichmäßig verteilt – setzen.

3.2 Kleine Gesten, große Wirkung

  • Handschriftliche Postkarte: „Das Team wartet auf dich!“

  • Event-Einladung vor Day 1: Sommerfest, Kick-off, All-Hands.

  • Zugang zur Lernplattform: Erste Tutorials zum Tech-Stack oder zur Produkt¬palette.

All das kostet im Zweifel weniger als die Schaltung einer einzigen Stellenanzeige – und zahlt direkt auf Personalmarketing und Weiterempfehlungen ein.

4. Der erste Tag: Von Null auf Betriebsgeschwindigkeit

Checkliste (angelehnt an Googles „Just-in-Time Checklist“):

  • Arbeitsplatz & IT sind startklar – Rechner, Passwörter, Zugänge.

  • Mentor/Buddy stellt sich persönlich vor.

  • 30-60-90-Tage-Plan wird gemeinsam durchgegangen.

  • Mittagstermin mit dem Team ist im Kalender.

  • Erster Mini-Erfolg wird definiert (z. B. System¬login, kleiner Task).

Unternehmen, die diese fünf Punkte konsequent abhaken, sehen – laut Google – die beschriebenen 25 % Produktivitätsvorsprung. Das Geheimnis ist banal: Klarheit.

5. Praxisbeispiel: Zwei Wochen Turbo-Onboarding bei der Telekom

Im Transkript taucht eine persönliche Anekdote auf: Ein zweiwöchiges Onboarding bei der Deutschen Telekom inklusive zweitägigem Welcome-Event. Das Erfolgsrezept:

  • Cross-linking: New Hires vernetzen sich ab Tag 1 abteilungsübergreifend./li>

  • Experten-Speed-Dating: Fachspezialisten stellen ihre Bereiche in 15-Minuten-Slots vor.

  • Cultural Immersion: Werte, Geschichte, Vision – alles erlebbar, nicht nur als PDF.

Der Effekt: Jahre später bestehen die Kontakte noch, Silos bröckeln, Projekte starten schneller. Employer Branding live.

6. Onboarding in 30-60-90 Tagen: Das moderne Navigationssystem

Phase Ziele HR-Aufgabe Fachbereich Buddy

0–30 Tage

Orientierung, Zugänge, erster Task

Orgabriefing, Tools erklären

Arbeitsabläufe zeigen

Office-Tour, Lunch-Roulette

31–60 Tage

Erstes eigenes Projekt, Netzwerke

Feedback-Survey, Schulungen buchen

Review Mini-Projekt

Sparring, Soft-Skills-Tipps

61–90 Tage

Vollwertige Rollenübernahme

Zwischengespräch, cNPS messen

Zielvereinbarung, KPI-Übergabe

Netzwerk öffnen

Onboarding endet idealerweise mit dem Ende der Probezeit. Danach wandelt es sich nahtlos in kontinuierliche Personalentwicklung.

7. Quick-Wins: In 48 Stunden vom Chaos zur Struktur

  • Rollen klären: Wer ist Process-Owner (HR), wer Inhalt-Owner (Fachbereich), wer Support (IT)?

  • Checkliste bauen: Fünf Punkte genügen als Minimalstandard.

  • Buddy-System starten: Freiwillige melden sich, bekommen Mini-Guide via ChatGPT-Prompt.

  • Vorlagen anlegen: Willkommens-E-Mail, Postkarte, Kalendereinladung für Mittagessen.

  • Feedback-Formular live schalten: Erste Umfrage nach einer Woche, zweite nach einem Monat.

Alles lässt sich mit Bordmitteln (Office-Suite, Forms, Kalender) umsetzen – keine Softwaremillionen nötig.

8. Typische Hürden und wie sie fallen

Hürde Risiko Lösung

Budget-Skepsis

Onboarding wird „nice to have“ abgetan

ROI mit cNPS, Time-to-Productivity & Turnover belegen

Fachbereich „keine Zeit“

Engpässe, Verzögerungen, Frust

30-Min-Kick-off, klare Checkliste, HR erinnert automatisch

IT-Flaschenhals

Tag 1 ohne Laptop oder Zugänge

Ticketsystem + Deadline-Reminder, Eskalationspfad

Sprachbarrieren

Frühfluktuation internationaler Hires

Mehrsprachige Ressourcen, Tandem-Buddy, Micro-Learning-Videos

Prozess-Wildwuchs

Inkonsistente Experience, Rufschäden

Einheitliche Dokumentation, zentrale Wissensplattform

9. Kennzahlen, die jede HR-Abteilung auf dem Radar haben sollte

  • Time-to-Productivity (TtP)

  • New-Hire-Turnover (< 6 Monate)

  • Candidate Net Promoter Score nach 30/90 Tagen

  • Onboarding-Completion Rate (Schulungen, Checklisten)

  • Hiring-Manager-Satisfaction

Diese Metriken verknüpfen Onboarding direkt mit dem Erfolg von Recruiting, Personalmarketing und Employer Branding.

Fazit: Onboarding ist kein Kostenblock, sondern Umsatzbeschleuniger

  • Preboarding bindet Talente, bevor sie überhaupt anfangen.

  • Strukturierte Checklisten erhöhen Tempo und Transparenz.

  • Buddy-Programme fördern Kultur und Retention.

  • Digitale Tools skalieren Wissen ohne Millionenbudget.

  • Messen statt meinen: Kennzahlen zeigen, wo Optimierung greift – und wo Budget verpufft.

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